So ziemlich in der Mitte Frankreichs befindet sich um die beiden Ortschaften Pouilly-sur-Loire und deren Nachbargemeinde Sancerre herum das wohl bekannteste kultivierte Rebland für die Sorte Sauvignon Blanc. Die Region liegt am Südflügel des Pariser Beckens, wo die Geologie stark vom marin gebildeten Oberen Jura (163,5–145 Mio. Jahre vor heute) geprägt ist. Der magere Kimmeridge-Mergel gibt hier sein bestes. Der ca. 150 Millionen alte Jurakalk, wegen seiner hellen Farbe auch Terre Blanche genannt, ist ein fossilienreicher Boden-Typ, der meistenteils von der Exogyra Virgula – eine ausgestorbene, kommaförmige Auster - bereichert wird. Auch in der Champagne und ganz besonders im Chablis treffen die Reben auf diesen kreidehaltigen Mergel. Auffallend in den Weinbergen um Pouilly-sur-Loire herum sind die an der Oberfläche liegenden weißen, steinigen und kalkhaltigen größeren Kiesel, die hier Caillottes genannt werden. Selbige waren auch Namensgeber der 1900 gegründeten Domaine de Fines Caillottes in Les Loges, die heute in vierter und fünfter Generation von Alain Pabiot und seinem Sohn, Jerome geführt wird.
Bearbeitet werden 29 Hektar Rebfläche in fünf verschiedenen Gemeinden und auf 30 einzelne Weinbergsparzellen verteilt. Die Traubenlese wird von Hand erledigt und bei 15 % der Trauben findet eine kurze Mazeration auf den Schalen statt. Alle Weine werden separat vergoren, auf einem langen Hefelager ausgebaut und erst später cuvéetiert.
Die Weine der Domaine stehen als Synonym für frische, kristallklare, knochentrockene Weißweine mit einladender Duftigkeit, mundwässerndem Trinkfluss und ausgeprägten, mineralischen Eindrücken. Trotz fehlender wissenschaftlicher Bestätigung, dass sich der reiche fossile Boden seinen Weg durch die Rebwurzeln und die Trauben bahnt und letztlich im Weinglas zu Ausdruck kommt, möchte man doch gerne glauben, dass sich das marine Leben – auch nach Millionen von Jahren – noch immer in der Nase lebhaft widerspiegelt.
2020er Pouilly Fume
In der Nase zeigen sich grüner Klarapfel, Stachelbeere, Austernschalen, Grapefruit und grasige vegetabile Noten von Paprika und grünem Spargel. Er wirkt herb und kühl am Gaumen, animiert mit saftigen Zitrusnoten und einer delikaten, lebhaften Säure. Spannend ist die steinige Mineralik die ihn zu einem unabkömmlichen Begleiter zu Meeresgetier wie z. B. die vorgenannten Austern, aber auch zu Sushi, Muscheln im Kräutersud, weißem Seefisch in Senfkruste machen. Sehr gut begleitet er zudem Spargelrisotto, sommerfrische und kräuterwürzige Vorspeisen, Ziegenfrischkäse und Hühnerfrikasse mit Estragon.